Lockere Zahnspangen
Die herausnehmbaren Apparaturen reichen von Retentionsplatten und -schienen über aktive Platten und funktionskieferorthopädische Geräte (= FKO-Geräte wie Bionator, Aktivator, Vorschubdoppelplatten, u.v.m.) bis hin zu transparenten Zahnkorrekturschienen, sogenannten Alignern.
Welche Spange am besten geeignet ist, hängt immer vom individuellen Befund sowie von der Kooperationsbereitschaft, dem Alter und den jeweiligen persönlichen Präferenzen ab.
Herausnehmbare Zahnspange sind optimal geeignet, um noch vor oder während des Zahnwechsels, sprich dem Verlust der Milchzähne und Durchbruch der bleibenden Zähne im Alter zwischen 6 bis 12 Jahren, das Kiefer- und Knochenwachstum zu regulieren und damit die Basis für eine gesunde Zahnstellung zu schaffen.
Aligner (transparente Zahnkorrekturschienen)
Die transparenten Aligner-Schienen sind die perfekte Alternative für Jugendliche und Erwachsene, die auf eine dezente Optik Wert legen. Allerdings erfordern diese etwas mehr Geduld, Disziplin und Durchhaltevermögen, da sie 22 Stunden pro Tag getragen und in regelmäßigen Abständen ausgetauscht werden müssen, um die Behandlungsziele zu erreichen. Alles Wissenswerte rund um diese innovative Alternative zu festen und losen Zahnspangen erfahren Sie unter Aligner.
Aktive und passive Platten
Aktive und passive Platten bestehen aus einer Kunststoffbasis, verschiedenen Halteklammern, Schrauben und Federn. Sie sind geeignet, kleinere Fehlstellungen zu korrigieren oder während des Zahnwechsels ausreichend Platz für bleibende Zähne zu halten oder zu schaffen oder auch um den gesamten Zahnbogen zu dehnen. Sie dienen häufig zur Vorbehandlung für ein FKO-Gerät oder eine feste Zahnspange. Aktive Platten müssen 10 bis 12 Stunden pro Tag getragen werden. Wenn Stellschrauben vorhanden sind, müssen diese vom Patienten selbst (oder den Eltern) in der Regel 1x/Woche nachgestellt werden. Die Aktivierung der Federn übernimmt der Kieferorthopäde bei den Kontrolluntersuchungen alle 6 Wochen.
Funktionskieferorthopädische Geräte
Funktionskieferorthopädische Geräte wie Bionatoren, Aktivatoren, Vorschub- oder Rückschubdoppelplatten u.v.m. bestehen auch aus Kunststoffen und Drähten. Sie verbinden jedoch Oberkiefer und Unterkiefer miteinander. Die verschiedenen Apparaturen werden eingesetzt bei der Behandlung von vergrößertem Überbiss (Rückbisslage, Klasse II), bei Progenie, offenem Biss oder Tiefbiss bei Kindern und Jugendlichen während der Wachstumsphase.
Bei Erwachsenen können sie nicht zur Bisslagekorrektur verwendet werden, da Kieferknochen und Kiefergelenke ausgewachsen sind. Manchmal werden sie aber auch bei Erwachsenen eingesetzt, wenn z.B. nach einer Kieferumstellungsoperation (à Verlinkung) der Biss noch stabilisiert werden soll.
Für die Herstellung muss immer ein sog. Konstruktionsbiss aus Wachs genommen werden, der den Unterkiefer in eine spezifische Überkorrekturhaltung führt. Durch diese Überkorrekturhaltung wirken funktionskieferorthopädische Geräte wie ein Trainingsgerät, sie lenken das Wachstum der Knochen und der Kiefergelenke in die gewünschte Position. Dabei werden die Zähne nicht direkt bewegt, durch die vorgegebene Unterkieferhaltung werden die Kaumuskeln und Gesichtsmuskeln gedehnt und aktiviert, die Zungenlage verändert sich und die Kiefergelenke bauen sich um.
Da funktionskieferorthopädische Geräte hauptsächlich mit der Muskulatur arbeiten, müssen sie so viel wie möglich tagsüber getragen werden. Beim Schlafen ist der Muskeltonus niedriger und die Geräte können nicht so effizient wirken wie tagsüber. Funktionskieferorthopädische Geräte müssen mindestens 12 Stunden pro Tag und über mehrere Monate hinweg getragen werden, um den gewünschten Effekt zu erzielen. Sie werden ca. alle 6 Wochen vom Kieferorthopäden kontrolliert und angepasst.
Retentionsgeräte
Sind Geräte, die am Ende der aktiven Behandlung, der sog. Retentionsphase, die Zähne und den Biss in der eingestellten Position stabilisieren. Es gibt herausnehmbare Platten, Schienen und manchmal funktionskieferorthopädische Geräte (s.o.) und festsitzende Kleberetainer.
Im Gegensatz zu festen Zahnspangen, die ihre Wirkung rund um die Uhr entfalten, sind lockere Zahnspangen besser geeignet …
- als Lückenhalter bei vorzeitigem (zu frühem) Milchzahnverlust z.B. durch Karies oder Unfälle
- zur Korrektur eines tiefen oder frontal offenen Bisses
- zur Vorverlagerung des Unterkiefers unter Nutzung des kindlichen Kieferwachstums
- zur Verbreiterung eines Schmalkiefers, z.B. bei seitlichem Kreuzbiss
- bei Bissanomalien und Fehlbelastungen der Kiefermuskulatur
- sowie für alle bereits weiter oben erwähnten Fälle
Bei der Wahl der richtigen Apparatur sind folgende Faktoren zu berücksichtigen:
- Art und Ausprägung der Zahnfehlstellung bzw. der Probleme beim Zusammenbeißen und Kauen
- Gebissalter und -zustand (Zahl der Milchzähne und / oder der bleibenden Zähne)
- Alter des Patienten (ist noch Wachstum vorhanden?)
- Kooperationsbereitschaft und Motivation (je nach Patientenalter)
- Mundhygiene und Alltagstauglichkeit
Diese zentralen Aspekte klären wir im Rahmen einer Erstuntersuchung individuell ab. Vereinbaren Sie hierzu noch heute einen Termin in unserer Praxis.
Wann eine feste oder eine lose Spange zum Einsatz kommen sollte, ist immer eine Frage der individuellen Abwägung. Hierfür gibt es weder eine wissenschaftliche Leitlinie noch starre Regeln. Die Entscheidung wird nach sorgfältiger Auswertung aller diagnostischen Dokumente (Modelle, Röntgenbilder und Befunde) getroffen, wobei das Patienteninteresse immer im Mittelpunkt steht.
Unser Anliegen ist es, dass Sie über den Behandlungseffekt und die damit verbundenen Risiken bestens aufgeklärt sind und dass Ihr Behandlungsplan Hand und Fuß hat. Näheres zum Behandlungsablauf erfahren Sie unter Zahnspangenarten.
Wie auch bei Kindern können aktive Platten mit Drahtbögen auch noch im reiferen Alter gute Dienste leisten. Ist das Gebiss bereits geschwächt – durch Parodontitis (vorzeitigen Knochenabbau), fehlende Zähne oder Zahnersatz – muss dies bei der Behandlung berücksichtigt werden, d. h. die angewendeten kieferorthopädischen Kräfte müssen entsprechend reduziert werden.
Zu Beginn der Behandlung und beim Nachstellen der Schrauben und Federn können kurzzeitig Schmerzen auftreten. Bei empfindlichen Personen kann es zu einem Druckgefühl auf den Zähnen kommen, und in der Eingewöhnungsphase kann das Sprechen und Schlucken Probleme bereiten. Diese vorübergehenden leichten Beschwerden treten generell bei der Behandlung mit herausnehmbaren Apparaturen auf, betreffen also nicht nur erwachsene Zahnspangenträger.
Zudem ist bei Erwachsenen – egal ob sie nun eine feste oder herausnehmbare Spange tragen – das Risiko für Knochenabbau erhöht; daher ist es wichtig, während der gesamten Therapie auf Rauchen zu verzichten.
Die Champions unter den losen Zahnspangen für Erwachsene sind die unauffälligen und effizienten Aligner-Schienen. Lesen Sie dazu weiter unter Aligner.
Das tägliche Tragen und zuverlässige Reinigen ist Grundvoraussetzung für einen optimalen Therapieerfolg. Die lose Spange kann zum Essen, beim Sport oder anderen Aktivitäten ohne Weiteres herausgenommen werden, jedoch sollte sie mindestens 12 Stunden pro Tag (bzw. nachts) bzw. nach Anweisung des Kieferorthopäden getragen werden, damit ihre Druck- und Zugkraft möglichst durchgehend wirkt.
Der über die Frontzähne verlaufende lange Draht kann schnell verbiegen; deshalb sollte man die Spange beim Herausnehmen und Reinigen immer am Kunststoffteil oder an den hinteren Klammern anfassen.
Eine gute Mundhygiene ist nicht nur wichtig für die Gesundheit von Zähnen und Zahnfleisch, sondern fördert auch die Trage-Motivation. Hier nun einige Tipps und Empfehlungen, wie Sie die Vermehrung von Bakterien stoppen und damit unangenehme Gerüche neutralisieren.
- Eine Handzahnbürste eignet sich besser als elektrische Zahnbürsten: Durch vorsichtiges Abschrubben lässt sich leichter Belag (oder Zahnstein) entfernen, ohne die Spange zu verbiegen. Elektrische Aufsatzbürsten hingegen sorgen für Spritzer im Bad und gehen schneller kaputt.
- Aligner sollten nur mit Zahnpasta (!) geputzt werden und zwar mindestens 1 x pro Tag.
- Bei allen losen Zahnspangen – mit Ausnahme von Alignern – kann die Zahncreme die Oberflächenpolitur stumpf machen, wodurch sich noch schneller Beläge bilden. Am besten mit klarem Wasser spülen und mit der Zahnbürste schrubben, evtl. einen Tropfen Geschirrspülmittel verwenden und danach gründlich abspülen.
- Nicht in die Geschirrspülmaschine geben, die Temperatur beim Trocknen wäre zu hoch und der Kunststoff könnte sich verziehen.
- Einmal pro Woche in Essig oder Zitronensäure einlegen (immer 1:1 mit Wasser verdünnt, um das Material nicht zu beschädigen!). Die von Kalk und Bakterien befreite Spange beugt somit auch Zahnbelag und Zahnstein vor.
- Zahnspangen-Reinigungs-Tabs können bei zu häufiger Anwendung den Kunststoff und die Drähte angreifen; hier sollte man die Spange danach nochmal gründlich abschrubben, um etwaige Reste von Reinigungsmitteln zu entfernen.
- Bei Infekten der oberen Atemwege das Tragen der Spange kurzzeitig pausieren, um die Keime nicht zu verschleppen. Die Spangen können nicht sterilisiert werden. Wenn die Spange nach der Tragepause nicht mehr passt den Kieferorthopäden konsultieren, damit er sie wieder anpassen kann.